Cattenom und Tihange müssen sofort und für immer stillgelegt werden

Brigitte Freihold

750 Störfälle nach der internationalen Bewertungsskala

DIE LINKE im Bezirkstag Pfalz: Bezirksverband Pfalz soll sich Anti-Atom-Bündnissen anschließen

In unmittelbarer Nachbarschaft zu Rheinland-Pfalz befinden sich die Kernkraftwerke Tihange (Belgien), Cattenom (Frankreich), Fessenheim (Frankreich), Biblis (Hessen) und Philippsburg (Baden-Württemberg). Das rheinlandpfälzische AKW Mühlheim-Kärlich befindet sich im Rückbau. Insbesondere die Kernkraftwerke in Tihange und Cattenom stellen ein hohes Gefahrenpotenzial für die Bevölkerung in Rheinland-Pfalz und weit darüber hinaus dar. Cattenom gehört zu den größten Kernkraftwerken in Westeuropa und bisher wurden 750 Störfälle nach der internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse registriert. Die insgesamt vier Reaktoren sind veraltet, störanfällig und unzulässig gegen äußere Einflüsse, beispielsweise Flugzeugabstürze, geschützt. Am Druckbehälter von Block zwei im belgischen Atommeiler Tihange sind seit Jahren tausende Haarrisse bekannt, dennoch ging das marode Kraftwerk nach einer vorübergehenden Abschaltung wieder ans Netz und wurde die Laufzeit nochmals um 10 Jahre verlängert. Am 22. März 2016 wurde das Kernkraftwerk Tihange im Zuge der Terroranschläge von Brüssel evakuiert, weil der belgischen Regierung Kenntnisse über Planungen gezielter Angriffe vorlagen. Tihange ist 216 Kilometer, Cattenom 110 Kilometer von Kaiserslautern entfernt.

Dazu erklärt DIE LINKE im Bezirkstag Pfalz, Brigitte Freihold: „DIE LINKE begrüßt die Entscheidung der Landesregierung, der Klage des Städtebündnisses Aachen gegen das Risiko-AKW Tihange beizutreten und unterstützt das Ansinnen des Landes Rheinland-Pfalz, auf Stilllegung des AKW in Cattenom zu klagen. Nach Auffassung der LINKEN gehört es auch den Aufgaben einer Kommune, erst Recht eines kommunalen Verbandes wie dem Bezirksverband Pfalz, für den Schutz der Bevölkerung und der natürlichen Umwelt vor den Auswirkungen einer atomaren Katastrophe einzutreten und dies entsprechend politisch zu artikulieren. DIE LINKE verweist in diesem Zusammenhang auf eine Resolution des Stadtrates Aachen zum belgischen Tihange und die seit Jahren aktiven Bürgerinitiativen, die für die Abschaltung von Cattenom eintreten. Der Bezirksverband Pfalz wäre gut beraten, sich diesen Initiativen und Anti-Atom-Bündnissen anzuschließen und damit ein Signal für die pfälzischen Kommunen zu setzen, die bei einer Reaktorkatastrophe direkt und unmittelbar vom radioaktiven Fallout betroffen wären. Die Forderung des Bezirksverbandes kann nur lauten, die Risikoreaktoren Cattenom und Tihange sofort und für immer stillzulegen.

Der Bezirksverband Pfalz hat sich Natur- und Verbraucherschutz auf die Fahnen geschrieben und leistet über die LUFA-Speyer wichtige Forschungsarbeit für eine nachhaltige und ökologische Landwirtschaft in Rheinland-Pfalz. Die damit verbundenen Projekte und Fortschritte einer naturnahen Bewirtschaftung stehen allesamt unter dem Damoklesschwert einer drohenden atomaren Katastrophe, die Luft, Boden und Wasser für Jahrzehnte oder noch viel länger verseuchen würde. Der Bezirksverband Pfalz hat zu einem frühen Zeitpunkt eine Haltung zur Nutzung der Windkraft entwickelt und dabei die Gefährdung des Biosphärenstatus des Naturparks Pfälzer in den Mittelpunkt gestellt. Jede Unterstützerin und jeder Unterstützer des Windkraftmoratoriums möge sich vor Augen führen, welche Dimension die Gefahr einer radioaktiven Verseuchung für die gesamte Biosphäre hat. Selbst bei kleineren atomaren Unfällen und geringer Strahlenbelastung des Biosphärenreservats Pfälzer Wald bräuchte der Bezirkstag Pfalz wohl keine vertiefenden Konzepte für naturnahe Erholung oder sanften Tourismus mehr zu erstellen.“

Brigitte Freihold, DIE LINKE im Bezirkstag Pfalz