Gesundheitsrisiken beim Kerosin-Schnellablass sind nicht untersucht

Brigitte Freihold

Die Vorgaben der internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO fußen auf veralteten Daten

DIE LINKE im Bezirkstag Pfalz: Großteil des abgelassenen Kerosins über der Pfalz stammt von Militärflugzeugen

Die Start-und Landekorridore mehrerer ziviler Großflughäfen, beispielsweise Frankfurt, liegen über Rheinland-Pfalz. Dazu kommen Militärflughäfen, der größte davon ist die Ramstein-Airbase. Wie viel Kerosin tatsächlich über der Pfalz abgelassen wird, ist unbekannt. Aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen von 2016 geht hervor, dass die tatsächlich abgelassenen Treibstoffmengen nicht immer vorliegen. Zudem spricht die Bundesregierung lediglich von „erfassten Mengen“ und lässt dabei offen, ob es zu weiteren Notablässen im betrachteten Zeitraum gekommen sein könnte, insbesondere im militärischen Bereich. Keine Antwort hat die Bundesregierung auf die Frage, welche Gesundheitsrisiken und Umweltgefahren durch Kersosinregen entstehen. Dazu liegen keine Untersuchungen vor.

Dazu erklärt DIE LINKE im Bezirkstag Pfalz, Brigitte Freihold: „Grundsätzlich berufen sich die Behörden bei der Einschätzung von Kerosin-Schnellablässen auf Erkenntnisse, die fast 30 Jahre zurückliegen. Diese entsprechen nicht dem neusten Stand der Wissenschaft. Die Vorgaben der internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO, wie und in welcher Höhe Flugzeugkraftstoffe abzulassen sind, fußen auf diesen veralteten Daten. Unter welchen Umständen Militärflugzeuge Treibstoff ablassen ist von den Vorgaben der ICAO naturgemäß nicht erfasst und daher völlig unbekannt. Gerade über dem Gebiet der Pfalz stammt jedoch ein Großteil der abgelassenen Flugzeugkraftstoffe von Militärmaschinen. Am stärksten betroffen sind immer wieder Ramstein-Miesenbach und die angrenzende Region, sofern die Ablässe überhaupt registriert sind. Man nimmt an, dass etwa 8 Prozent des Kerosins die untere Atmosphäre und den Boden erreichen. Dies kann durch unterschiedliche Wetterbedingungen aber auch völlig unterschiedlich sein und die Mengen weitaus höher liegen. Fälle, bei denen Hunderte Menschen nach dem Versprühen von Kerosin über massive Beeinträchtigungen wie Atemwegsbeschwerden und Hautreizungen klagten, sind presseöffentlich. Dass Grenzwerte vermeintlich eingehalten sind, ist in den wenigsten Fällen konkret untersucht und basiert auf viel mehr auf Hochrechnungen. Die Grenzwertdebatte führt darüber hinaus ins Leere, denn sie betrachtet nur Spitzenwerte. Grundsätzlich reichern sich Schadstoffe gerade im Boden und im Grundwasser über Jahrzehnte oder noch länger an. Bisher gibt es aber nicht einmal eine wissenschaftliche Untersuchung der akuten Gesundheitsgefahren und Umweltbelastungen, geschweige denn Langzeitstudien.

Aus diesen Gründen kann es in der Debatte um den Kerosin-Schnellablass keine Entwarnung geben. Die von der CDU-Bundestagsabgeordneten Anita Schäfer gemachten Aussagen, das Ablassen von Kerosin sei ungefährlich und es werde Panik verbreitet, sind daher fahrlässig und unverantwortlich. Für das Jahr 2018 hat die Landesregierung weitere Untersuchungen angekündigt. Die Schaffung einer aktuellen Datengrundlage ist wichtig, aber nur eine Seite des Problems. Darüber hinaus müssen technische Lösungen gesucht werden, um das Ablassen von Kerosin deutlich zu verringern und das Militär in die Pflicht genommen werden.“

Brigitte Freihold, DIE LINKE im Bezirkstag Pfalz, MdB DIE LINKE