Integriertes Monitoring für Entwicklung Biosphärenreservat

Brigitte Freihold

Menschen, die in ihrer Existenz durch Arbeitslosigkeit oder Altersarmut bedroht sind, werden sich kaum für Biodiversität oder Artenschutz interessieren

DIE LINKE im Bezirkstag: Erforschung der Entwicklungsziele lückenhaft

Laut UNESCO dienen Biosphärenreservate der Erforschung der Mensch-Umwelt Beziehungen, der Umweltbeobachtung und der Umweltbildung und sind in diesem Anspruch rechtlich geschützt. Nach den internationalen Leitlinien der UNESCO sind von Biosphärenreservaten der Schutz von Landschaften, Ökosystemen, Arten und genetischer Vielfalt zu gewährleisten und die

Entwicklung des Gebiets nach den Prinzipien der Nachhaltigkeit zu fördern. Die Kriterien für die Anerkennung des Biosphärenstatus werden regelmäßig überprüft und erfordern deshalb ein Monitoring der Gebietsentwicklung in seiner Gesamtheit. Die Beobachtung und Dokumentation der ökologischen und soziokulturellen Entwicklung im Biosphärenreservat ist folgerichtig auch eines von 8 Handlungsfeldern des bis 2018 laufenden Entwicklungsprogramms im Bezirksverband.

Dazu erklärt DIE LINKE im Bezirkstag Pfalz, Brigitte Freihold: „Die Forschungsaktivitäten des Naturparkträgers, der Verbände und der TU Kaiserslautern sowie der Uni Landau konzentrieren sich im Biosphärenreservat Pfälzerwald weitgehend auf Flora und Fauna und die dort ablaufenden biologischen und chemischen Prozesse. Dabei liegt der Kern des Man and Biosphäre-Gedankens auf dem nachhaltigen Zusammenwirken von Mensch und Umwelt und nicht umsonst lautet eine der Kernaussagen der UNESCO, dass Biosphärenreservate der Erforschung der Beziehungen zwischen Mensch und Umwelt zu dienen haben. Wird dieser Anspruch nicht erfüllt, kann der Biosphärenstatus aberkannt werden. Deshalb fordert die UNESCO in ihren Richtlinien, dass die ökologischen und soziokulturellen Entwicklungen zusammen betrachtet und durch ein integriertes Monitoring regelmäßig ausgewertet werden. Die Erforschung und das Monitoring der soziokulturellen Entwicklung sind in der Praxis allerdings unterentwickelt und die Ergebnisse daher lückenhaft. In Projekten und Forschungsaufträgen werden beispielsweise die Nahrungspräferenz der Hain-Bänder Schnecke erforscht oder die Verbreitung der Grünen Flußjungfer in der Pfalz beobachtet, nicht aber die soziale und kulturelle Entwicklung der hier lebenden Menschen. Der Bezirksverband und die beteiligten Forschungsinstitute wären also gut beraten, wenn sie ihren Blick weiten und dem Grundgedanken des Biosphärenreservats besser Rechnung tragen würden. Umwelt- und Naturschutz lässt sich letztendlich nur dann verwirklichen, wenn die soziale Frage mit berücksichtigt wird und mit menschlichen Grundbedürfnissen in Einklang gebracht wird. Menschen, die in ihrer Existenz durch Arbeitslosigkeit oder Altersarmut bedroht sind, werden sich kaum für Biodiversität oder Artenschutz interessieren. Deshalb ist es unbedingt erforderlich, dass bei der dringend anstehenden Fortschreibung des Entwicklungsprogramms eine Schwerpunktsetzung auf die regionale wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung erfolgt, die neben dem Schutzgedanken auch Zukunftsperspektiven für die hier lebenden Menschen eröffnet. Erst dann erfüllt das Biosphärenreservat Pfälzerwald seinen eigentlichen Zweck und Mensch und Umwelt kommen dem geforderten Einklang ein Stück näher.“

Brigitte Freihold, DIE LINKE im Bezirkstag Pfalz